Heimische Tiere
Rotwild
Familie: Hirsche
Art: Europäischer Rothirsch
Wissenschaftl. Name: Cervus elaphus elaphus
Körpergröße: Männchen bis zu 2,1m lang, Schulterhöhe bis 1,5m, Gewicht bis 220kg, Weibchen bis zu 1,2m hoch und nur bis zu 130kg schwer
Höchstalter: bis zu 20 Jahre
Lebensraum: offene und halboffene Landschaften (z.B. Flußtäler), heute überwiegend in größeren Wäldern
Verbreitung: Europa
Nahrung: Pflanzenfresser, Baumrinde, junge Äste, Gras, Kräuter, Feldfrüchte (Kartoffeln, Rüben), Baumfrüchte (Eicheln, Kastanien, Obst), Pilze, Moos
Das Rotwild hat sehr gut entwickelte Sinne. So können sie sehr gut riechen, durch ihre seitlichen, großen Augen ein weites Sichtfeld ohne Kopfbewegung abdecken und durch die unabhängig voneinander beweglichen Ohren auch Geräuschquellen sehr gut orten.
Ein charakteristisches Merkmal ist das Geweih der Männchen, das jedes Jahr zwischen Februar und April abgeworfen wird. Kurz nach dem Abwurf setzt das Wachstum für ein neues Geweih ein, das nach ca. 5 Monaten ausgewachsen ist. Durch Verzweigungen kann ein Hirsch bis zu 20 Geweihspitzen ausbilden. Während des Wachstums kann der Hirsch das Geweih nicht verwenden, da die Knochensubstanz dann relativ weich ist. Wenn es ausgewachsen ist, besteht es nur noch aus abgestorbener Knochensubstanz.
Ein weiteres bekanntes Merkmal ist das "Röhren" zur Brunftzeit. Die Brunftrufe bestehen meist aus einer Serie von bis zu acht einzelnen Rufen mit abnehmener Intensität. Sie stehen in der Regel im Zusammenhang mit der Brunft, also bei Paarungen, dem Zurücktreiben eines Weibchens zur Herde, bei Auftauchen eines Rivalen oder als Reaktion auf deren Brunftrufe.
Rothirsche wurden in den letzten 200 Jahren in verschiedenen Ländern als Jagdwild eingeführt, etwa in Australien, Argentinien, Chile, den USA oder Neuseeland. Diese Ansiedlungen waren mehr oder weniger erfolgreich, in Neuseeland etwa verbreiteten sich die Tiere so stark, dass staatliche Abschussprogramme eingeführt werden mussten, um den Bestand zu senken. Der weltweite Verkauf des Wildbrets hat dann dazu geführt, dass Rothirsche mittlerweile in Hirschfarmen als Nutz- und Schlachttiere gehalten werden.
In Europa hat die dichte Besiedlung dazu geführt, dass die Tiere sich mehr und mehr aus offenen Landschaften in geschlossene Wälder zurückgezogen haben. Früher legten Rothirsche große Distanzen zwischen Sommer- und Winterrevieren zurück. Diese alten Fernwechsel sind jedoch heute durch Straßen und Städte zerschnitten, so dass die Tiere meist in ihren abgeschlossenen Rückzugsinseln verbleiben.
Wildschweine
Familie: Echte Schweine
Art: Wildschwein
Wissenschaftl. Name: Sus scrofa
Körpergröße: in Mitteleuropa ausgewachsene Männchen bis zu 1,8m und 200kg, Weibchen bis 1,7m und 150kg. In abgelegenen Gebieten Russlands oder Osteuropas vereinzelt bis über 2m und 350kg.
Höchstalter: in freier Wildbahn meist nur 7 Jahre, in Gefangenschaft bis zu 21 Jahre
Lebensraum: Wälder, Regenwälder, Sumpfgebiete
Verbreitung: Europa, Asien, Japan, Nordafrika
Nahrung: Allesfresser, Wurzeln, Insekten, Pilze, Mäuse, Blätter, Früchte, Gräser, Aas, Abfälle, Jungkaninchen, Eier, Eicheln, Bucheckern, Feldfrüchte
Schon die ersten Menschen jagten Wildscheine als Nahrung und versuchten, ihre Felder vor den Tieren zu schützen, wie Bronzezeitliche Feldumzäunungen zeigen. Die Tiere brechen bei der Nahrungssuche den Boden auf und durchwühlen die oberen Bodenschichten auf der Suche nach Insekten, Wurzeln und Knollen. Häufig ist der durch das Wühlen angerichtete Schaden in Feldern oder Parks dabei größer, als der eigentliche Fressschaden. Die Tiere unterscheiden teilweise auch auch zwischen verschiedenen Pflanzenarten - so bevorzugen sie etwa Frühkartoffeln. Umgekehrt ist das Wildschwein durch die Aufnahme von Samen und deren anschließendem Ausscheiden für viele heimische Pflanzen ein wichtiger Verbreitungshelfer.
Typische Verhaltensweisen sind das Ruhen oder Dösen in Bauch oder Seitenlage mit gestreckten Beinen oder das suhlen in Schlammlachen. Letzteres dient einerseits der Wärmeregulation insbesondere im Sommer, aber auch dem Schutz vor Insektenstichen und gegen Hautparasiten. Der getrocknete Schlamm wird an bestimmten, als "Malbäume" bezeichneten Bäumen wieder abgescheuert.
Willdschweine leben meist in sogenannten Mutterfamilien, die aus dem Muttertier und dessen letztem Nachwuchs besteht, teilweise auch mit dessen Nachwuchs. Diese Gruppen sind bis zu 20 Tiere stark. Circa ein Jahr nach der Geburt werden die Männchen aus der Gruppe vertrieben und leben dann für mindestens ein weiteres Jahr als eigene Gruppe zusammen. Danach ziehen die Männchen meist als Einzelgänger umher. Während der Paarungszeit von November bis Januar schließen sich die Männchen den Mutterfamilien an, bleiben aber nur lose mit diesem verbunden.
In den letzten Jahrhunderten wurden die Wildschweine in vielen Regionen meist in Folge der Ausbreitung der Landwirtschaft bis zur Ausrottung gejagt. Seit rund 100 Jahren erobern die Tiere sich ihre Lebensräume jedoch wieder zurück und dringen dabei teilweise bis in die Städte vor. So werden rund um Berlin ca. 10.000 Wildscheine vermutet, von denen bis zu 4.000 direkt im Stadtgebiet leben und teilweise sogar tagsüber in Parks oder auf den Straßen gesichtet werden.